ANDI LUGER INTERVIEW

F O T O S
Jan_Federer
Martin_Fehrer
Thomas_Bauer

I N T E R V I E W
Martin_Scheidl

Ein paar Tage nachdem Andi den 360 Flip das Santa Monica Triple Set gemacht hat, bin ich alleine in den Huntington Skatepark gefahren. Andi, Axl, Markus und meine Wenigkeit waren zu dem Zeitpunkt schon zwei Monate in Kalifornien und fast jeden Tag den Huntington Park skaten. Deshalb waren wir den Locals dort auch schon relativ vertraut. Ich rollte durch den Eingang, machte irgendeinen Schaß im Flat und hörte auf einmal hinter mir jemanden schreien: „FUCK YEEEAAHHHHH, TRE-FLIP BRAAAAAHHHHHH!!!“ Ich hatte gerade genug Zeit mich umzudrehen, um von einem voll gehypten Local, herzhaft in die Arme genommen zu werden. „Tre-Flip Santa Monica, thats a fucking NBD bro! So sick! Did it take you long!?“ Bevor ich antworten konnte waren schon die nächsten fünf Locals um mich herum, die in einem Wirrwarr von „Is it going to be in 411?“, „Are you sponsored?“, „Thats a fucking door opener!“ mir allesamt massivste Props für etwas gaben, was ich tatsächlich gar nicht gemacht hatte. Warum sie mich mit Andi verwechselt haben weiß ich bis heute nicht, aber es fällt mir schwer in Worte zu fassen, wie gerne ich ihnen in dem Moment ihre Annahme bestätigt hätte. Das konnte ich aber natürlich nicht und als ich klarstellte, dass das der andere Österreicher gewesen sei, kann ich mich erinnern, einen gewissen Neid verspürt zu haben. Nicht dafür, dass Andi den 360 Flip gemacht hat, sondern vielmehr dafür, der Skater zu sein der er letztendlich ist und der ich niemals sein werde. 17 Jahre später hat sich diesbezüglich nicht viel geändert. Ich steh weiterhin deppat da und schaue einem mittlerweile Ende 30 jährigen Typen zu, wie er sich mit glühender Leidenschaft und Motivation, zig Mal diverse Stufen-Sets, Gaps, Rails, Hubbas etc. runter schmeißt und in den meisten Fällen, auch irgendwann einmal weiter fährt. Ähnlich wie damals im Huntington Park denke ich mir auch heute jedes Mal noch, das wäre gerne ich. Aber ich bin in guter Gesellschaft, denn meiner bescheidenen Meinung nach, hat es in dem kleinen, unbedeutenden Mikrokosmos der Österreichischen Skateboardszene bislang niemanden gegeben, der sich mit Andi vergleichen lässt. Das soll jetzt bei weitem nicht heißen, dass Andi einer der besten oder talentiertesten Skater gewesen ist, die dieses Land hervorgebracht hat. Aber, summiert man mal das was dieser Mann über die vergangenen zwei Jahrzehnte alles gemacht hat, dann ist dies eine schlichtweg beispiellose Biografie. Wie viele Kapitel in dieser Biografie noch zu füllen sind, kann man nicht sagen aber so wie es derzeit aussieht, ist Andi auch weiterhin noch sehr weit von einer Schreibblockade entfernt. MARTIN SCHEIDL

Hallo Andi. Du wirst nächstes Jahr 38. Ein ungehobelter Pessimist könnte meinen, dass dein halbes Leben nun vorbei sei. Spürst du irgendwelche Anzeichen einer sich anbahnenden Midlife-Crisis?

Ja, so eine Art Midlife-Crisis habe ich gehabt. Aber nicht wegen meines Alters, sondern weil ich nicht gewusst habe, was ich in den nächsten Jahrzehnten beruflich machen will. Ich war irgendwie mit den verschiedenen Jobs und Arbeiten, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, nicht glücklich. Ich wollte immer schon Möbel bauen und jetzt bin ich auf einem guten Weg dorthin! Was das Skaten betrifft. Ich verletze mich öfter, aber sonst sind keine Krisen in Aussicht.

Gibt es eigentlich irgendein Garagendach in Purkersdorf welches du nicht geollt bist?

Ich glaube fast nicht…haha. Aber ich wollte eh schon seit längerem wieder mal nach Purkersdorf um einen Trick dort zu filmen. Da gibt’s ein paar gute Spots, vielleicht find ich ja auch ein Garagendach.

 Frido, du und meine Wenigkeit haben letztens einander gebeichtet, niemals Kokain konsumiert zu haben. Ohne das jetzt als gut oder schlecht zu werten, traue ich mich zu sagen, dass das heutzutage eine Seltenheit ist. Ich persönlich würde mir glaub ich nur unter unfassbaren, sexuellen Rahmenbedingungen ein Naserl genehmigen. Wie schaut´s in dieser Hinsicht bei dir aus?

Also ich bräuchte es nicht einmal unter massiven, sexuellen Rahmenbedingungen…ich bleib beim Bier!

Kommen wir kurz zum 360 Flip beim Santa Monica Triple Set. Zwei Punkte stechen für mich hervor: Du hast ihn zwei Mal gemacht. Das zweite Mal auf einem 7,5er Muska Silhouette Board. Nehmen wir an, jemand stellt dir jetzt 17 Jahre später, unter Todeszwang folgende Optionen: 1.Du machst ihn zwei Mal mit einem Board deiner Wahl. 2.Du machst ihn einmal mit einem 7,5er Muska Silhouette Board. Für was würdest du dich entscheiden?

Ich glaub, ich würde versuchen mich drei Monate auf dem Muska Board einzufahren und den 360 Flip mit dem 7,5er Deck machen. Ich erinnere mich, dass der erste 360 Flip ein ziemlicher Kampf war und der zweite ist zwar schneller gegangen, aber da war ich auch schon an meinen Grenzen. Also würde ich ihn unter Todeszwang nur einmal machen und zwar mit dem Muska Silhouette Deck, da geht er sicher…haha.

Den zweiten hast du für ein amerikanisches Video namens New Horizon gemacht. Ich weiß noch, dass Rob G, Danny Montoya und auch namhafte Filmer und Fotografen dort waren. Hast du dir beim anfahren gedacht, „jetzt ist es soweit, I’m going bigtime!!“?

Es hat mir schon getaugt, dass ich in einem amerikanischen Video und Skateboard Magazin sein werde, aber ich war mehr nervös, als dass ich mir Gedanken über so was gemacht hätte. Nach einigen Versuchen, ich weiß nicht mehr wie viele es waren, aber es waren viele, hab ich mir gedacht, ich steh ihn kein zweites Mal. Meine Hand war schon sehr lädiert und hat ziemlich geblutet (deswegen umarm ich beim Weiterfahren den Rob G auch nicht. Wer die Aufnahme kennt, weiß wovon ich rede). Ich hab mir gedacht scheiße, jetzt sind die alle um sonst gekommen. Aber zum Glück war da noch Wade, der Bruder von Steffan Attardo. Er hat ständig gesagt: „Wir feiern eine fette Party, wenn du ihn stehst!“ Ich glaub, das hat mich am meisten motiviert…hahaha! Nach unzähligen Versuchen bin ich dann wirklich weiter gefahren. Es hat sich ausgezahlt, die Party war ein Wahnsinn!!!

Also würde ich ihn unter Todeszwang nur einmal machen und zwar mit dem Muska Silhouette Deck, da geht er sicher!

Ich glaube, dass in deiner Situation damals die meisten in den USA geblieben wären. Du warst jung, du warst geil und auf einem ziemlich guten Run. Blickst du manchmal zurück und denkst dir, „was wäre wenn….?“.

Ich blicke oft zurück, jedoch nicht mit Wehmut, sondern hauptsächlich deswegen, weil wir damals einfach eine der besten Zeiten gehabt haben. Natürlich denke ich mir manchmal, was wäre wenn ich dort geblieben wäre, aber irgendwie hat es sich nicht richtig angefühlt. Ich hab mir nur gedacht, was mach ich dann ganz alleine in LA? Natürlich hab ich ein paar Leute dort gekannt, aber es wäre halt nicht das gleiche gewesen, ohne dich, Axel und Markus. Außerdem war es ja auch nicht so, dass mir irgendwer was angeboten hätte. Von dem Zeitpunkt an wäre es dann wahrscheinlich weiter gegangen, aber das kann man halt auch nie wissen. Außerdem war alles was ich damals wollte in Wien, meine Familie, meine ganzen Freunde und die damalige Freundin. Außerdem liebe ich es in Wien zu sein! Ich bin gerne mal im Ausland, auch für längere Zeit, aber ich freue mich umso mehr wieder nach Hause zu kommen. Für mich war es damals die richtige Entscheidung.

Wir sind dann ein Jahr später wieder zurück und dann lange Zeit nicht mehr. Hat sich in dieser Zeit die Vorstellung über die Skate-Utopie Kalifornien etwas geändert bei dir?

Für mich war Kalifornien immer etwas Besonderes, das Licht, die Temperatur, die Spots und die Menschen, die immer freundlich sind! Ich war immer gerne dort, aber nur, weil ich gewusst habe, ich fahre nach einer gewissen Zeit wieder zurück nach Hause. Wenn man nämlich eine längere Zeit in LA ist merkt man, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Es ist einfach anders, als man es sich vorstellt. Ich muss die ganze Woche in Skateparks, oder auf kleinere Spots, die ich eh nicht unbedingt fahren will, ausweichen. Weil die Spots, die eigentlich interessant wären, meistens in Schulen und nur am Wochenende zu fahren sind. Das nächste ist, dass alles mit Autofahren verbunden ist, egal was man macht. Ob es jetzt Einkaufen ist, Essen gehen, sogar wenn du nur auf einen Kaffee gehen willst musst du ins Auto steigen. Beim Skaten ist es halt auch nicht anders, du setzt dich mal locker eine Stunde ins Auto, wenn nicht länger, um zu einem Spot zu fahren. Dort angekommen weiß man dann nicht, ob man nicht gleich vom Schulwart oder einer anderen Person, die zufällig am Wochenende in der Schule ist, rausgeschmissen wird. Und es ist ja nicht so, dass der nächste Spot dann gleich um die Ecke ist…also wieder ins Auto und eine halbe Stunde bis Stunde zum nächsten Stufen Set. Es ist alles nicht so chillig, wie man es sich vorstellt. In Wien gehe ich vor die Haustür, steige auf mein Board und cruise zum nächsten Spot. Das ist Luxus !!!

Gibt es von deinen 12 Videoparts einen persönlichen Favorite?

12 Video Parts?! Ich habe gedacht es sind vielleicht 6 oder 7…hab noch nie überlegt wie viele es sind. Mir taugen eigentlich alle und jeder Part hat etwas Eigenes, aber die Parts im Liberation, im Harvest (da hat einfach alles gepasst), im Strictly Business und der letzte Part im Confus Video taugen mir am meisten.

Bei Videos die man mit Freunden gemacht hat mag ich am meisten, dass sie jeweils einen bestimmten Zeitraum festhalten. Ähnlich wie Fotoalben stellen sie, finde ich, den jeweiligen Lebensabschnitt so dar, wie man ihn am liebsten in Erinnerung behalten würde. Gibt es ein Video, welches du wegen einer bestimmten Zeit und weniger wegen dem Skaten anschaust?

Wie du sagst, sie spiegeln alle eine gewisse Zeit wieder und allein deswegen kann man sie nicht vergleichen. Wir haben immer leiwande Zeiten gehabt und die Videos die dabei entstanden sind, waren echt gut und die Musik spielt natürlich auch eine sehr große Rolle. Deswegen stechen auch deine Parts immer so heraus…echt gute Musik mit echt gutem Skaten…es gibt nichts Besseres!!! Wenn ich mich für ein Video entscheiden muss, dann ist es das Harvest! Es war diese unbeschwerte Zeit. Jeden Tag nur skaten und mit Freunden unterwegs sein! Da hat einfach alles gestimmt!

Du warst früher Mongo-Pusher. Verraten tut dies heutzutage nur die Tatsache, dass du switch genauso gut wie normal antauchen kannst. Hast du dir das selber abgelernt oder hat jemand an dich herantreten müssen um dir zu sagen, dass das so mit der Karriere nichts wird?

Mich hat es eigentlich nie wirklich gestört, aber nachdem mir ein paar Freunde ins Gewissen geredet haben, habe ich´s mir im Herbst 96 doch umgelernt. Im Skatelab war es perfekt dafür. Ich bin einfach jeden Tag ein paar Runden im Kreis gepusht. Wer das Skatelab gekannt hat, weiß wie lange diese Runden waren. Im Frühling 97 konnte ich es dann schon ganz gut und bis auf ein paar Spots, bei denen man schnell anfahren musste, bin ich ab dem Zeitpunkt normal gepusht. Aber das Umlernen war schon extrem zach..hahaha.

Leider ist ja offenbar auch so nichts aus der eben genannten Karriere geworden, weshalb du vor 2 Jahren einfach beschlossen hast eine eigene Firma zu gründen und dich selber Pro zu machen. Fetter Move! Was war sonst so der Gedanke hinter, The Elders und, ist der Businessplan am Aufgehen?

Ist man nicht Pro, wenn der eigene Name auf einem Produkt steht? Wenn das nicht zu trifft, dann hab ich es mir anders vorgestellt. Ich bekomme keine Reisen bezahlt, kein monatliches Gehalt, nicht einmal genug Stuff und Arbeit hab ich auch damit. Spaß bei Seite. Die Idee dahinter war mit Freunden etwas Gemeinsames zu machen, was Eigenes zu schaffen. Wir wollten aber keine Boards machen, deshalb (naheliegend) haben wir uns für Hardware entschieden. Wir haben im Vorfeld sehr viele Ideen gehabt und mit einer eigenen Firma kann man die dann ganz gut umsetzen. The Elders ist natürlich mit viel Arbeit verbunden, aber man hat irgendwann seine Ideen umgesetzt und dann etwas Eigenes in den Händen. Das ist schon etwas sehr Schönes. Wir versuchen gute Qualität zu verkaufen, weil wir die Sachen ja selber auch fahren und anziehen wollen. Deswegen ist das Produkt erst fertig, wenn es für uns passt. Ob der Businessplan am Aufgehen ist? Wenn ein positives Feedback da ist, dann sind wir natürlich glücklich, aber wir machen einfach unser Ding. Mal schauen wohin es uns führt….

Fasse kurz die Unterschiede zusammen zwischen, sich mit Anfang 20 und Ende 30, Hofburg und diverse andere Stufen Sets runter zu werfen.

Früher: Kein Muskelkater / Bis 6 in der Früh feiern / Verletzung nach zwei Wochen geheilt. Heute: 2 Wochen Muskelkater / Nach Hause gehen und dehnen / Verletzung nach zwei Monaten geheilt.

Bleibt das Gefühl beim Weiterfahren gleich?

Das Gefühl bleibt immer gleich, ich kann es nicht wirklich beschreiben. Kommen wir noch einmal auf deine Frage zurück, wo es um Kokain gegangen ist. Die Wirkung von Koks, so wie es mir erzählt worden ist, ist mit dem Gefühl des Ausfahrens zu vergleichen. Man kommt auf, fährt weiter und für einen Augenblick denkt man sich „I`m the shit!“ Das ist mein Kokain-Ersatz.

Ich zähle jetzt mal deine Tricks Hofburg auf. Bitte nenne mir das schwarze Schaf: Kickflip, Pop Shuvit, Nollie Bigspin, Nollie BS Heel, Benihana. (Falls die Antwort Benihana ist) Hast du den damals auf ernst gemacht oder zur Gaude?

Der Markus hat mich damals darauf gebracht. Es war mehr zum Spaß und er ist auch schnell gegangen. Aber schwarzes Schaf würd ich nicht sagen, mir taugt´s. Jamie halt!

Abgesehen vom gemeinsamen Elders Instagram (eine essentielle Notwendigkeit in der heutigen Businesswelt), verfügst du über keinen einzigen Social Media Account. Was ist dein Problem?

Ich war mal für ein Jahr auf Facebook und habe gemerkt, dass ich immer mehr Zeit damit verbringe. Irgendwann hab ich mir gedacht, was mach ich da eigentlich? Für mich ist es so ähnlich, wie beim Fernsehen. Auch wenn das Programm nichts zu bieten hat, man schaut halt trotzdem. Deswegen gibt’s keinen Fernseher mehr, kein Facebook, kein Twitter, kein Tinder, nur den gemeinsamen Instagram Account.   

Nehmen wir an, du bist du nun nicht 1980 sondern 1998 geboren. Glaubst du, hätte ein jüngerer Andi Luger einen Account mit täglichem Content oder besser gesagt, ist deine Scheu gegen Social Media mit einem Generationskonflikt verbunden?

Es handelt sich bei uns sicher um einen Generationskonflikt. Weil wenn ich jetzt 20 wäre, würde ich bestimmt jeden Tag etwas online stellen und meine Stories auf Instagram würden gar nicht enden.

Was war das letzte Video, welches du als Datenträger aus einer Hülle und in ein Abspielgerät hinein getan hast?

Ich muss ehrlich sagen, ich glaub es war das Confus 2 Video und das ist schon sehr lang her.

Hast du’s dir von Anfang bis Ende angeschaut, oder ist deine Konzentrationsspanne in den letzten Jahren auch auf die Instagram-Minute geschrumpft?

Ich hab´s mir sogar ganz angeschaut. Ich muss aber trotzdem sagen, es ist zwar nicht eine Minute, aber wenn ein Video mehr als 20 Minuten dauert, wird’s schon sehr schwierig durchzuhalten.

Wann war dein letzter Filmriss?

Ich glaub der war zu Silvester!

Sind die Jahre 2001-03 von mehreren solchen geprägt?

Was war da noch mal?

Schildere kurz ein durchschnittliches Wochenende aus dieser Zeit.

Aufstehen, trinken, Paddys, schlafen, aufstehen, wieder trinken, Paddys, schlafen und dazwischen manchmal skaten.

Hast du eine gute Paddys Story?

Da gibt’s viele, aber ich erzähl die vom ersten Mal Paddys. Da war ich mit dir und deinen Schulfreunden, ich weiß nicht, ob du dich erinnerst? Wir haben nicht viel getrunken damals, zwei Bier glaub ich und sind aber trotzdem rausgeflogen. Ich hab damals eine Bidis Zigarette geraucht (eingerolltes indisches Blatt), das war 1997? Ich bin da gesessen und hab geraucht, auf einmal zaht mich der Türsteher vom Sessel und sagt ich soll mich schleichen, wenn ich Weed im Paddys rauch. Ich habe ihm versucht zu erklären, dass es nur eine indische Tschick ist, aber er hat nur gesagt, dass er Polizist war und er weiß wie das riecht. Also hat er mich raus geworfen und du bist glaub ich mit mir gegangen. Das war mein erstes Mal Paddys…first try rausgeflogen…haha

Bist du froh, dass die Partyphase aus deinem System draußen ist bzw. schaust du manchmal zurück und denkst dir, dass es ruhig ein bisschen weniger hätte sein können?

Es hätte auf jeden Fall weniger sein können und es ist ganz angenehm nicht mehr mit einem Hangover aufzustehen.

Du hast am Anfang dieser Unterhaltung erwähnt, dass du mit Möbelbau endlich deine Berufssparte gefunden hast. Sind die Erfolgserlebnisse mit Holz zu arbeiten ähnlich wie die beim Skaten?

Es hat etwas Ähnliches! Am besten beschreibe ich es so: Es ist wie wenn man mit einem Filmer und einem Fotografen ausrückt um einen Trick zu filmen. Du suchst dir einen passenden Spot aus und einen Trick, den du dort machen willst. Dann fängst du an. Zuerst flipt sich das Board irgendwie. Langsam merkst du, dass es aber immer besser wird. Plötzlich landest du schon am Deck, rutscht aber weg. Aber auf einmal fährst du weiter und du bist voll gehyped, willst dir den Trick gleich auf Kamera anschauen und hättest am liebsten das Foto schon ausgedruckt. So ist es auch beim Möbel bauen. Man entwirft etwas auf dem Blatt, oder dem Computer. Danach sucht man sich das richtige Holz dafür aus und steckt viel Kraft und Energie hinein. Mit harter Arbeit und viel Schweiß hat man nach einer Zeit das Endprodukt vor sich stehen. Man schaut es sich noch einmal an und denkt sich, genau so habe ich es mir vorgestellt!

Umgekehrt gefragt: Ist die Frustration auch gleich? Hast du schon mal beispielsweise einen halb fertigen Sessel durchgetreten, weil´s einfach nicht funktioniert hat?

Früher hätte ich sicher einen Tisch, oder einen Sessel durchgetreten. Damals hab ich auch absichtlich aus Frustration regelmäßig Boards gebrochen. Aber das ist schon sehr lange her, ich werde zwar schon haas, aber ich lass es nicht mehr am Board aus. Wenn ich also beim Handwerken etwas falsch mache, oder mich vermesse und es dann nicht passt, muss ich es eben noch einmal machen, oder mir eine andere Lösung suchen. Ich habe beim Möbel bauen gelernt ein bisschen geduldiger zu sein.

Wird das Tischlern mit steigendem Alter so was wie dein Skateersatz werden?

Ich könnte ständig in meiner Werkstatt stehen und an Möbeln arbeiten, aber ein Skateersatz wird es niemals sein. Ich merke nach einer gewissen Zeit, wenn ich länger nicht auf meinem Deck gestanden bin, dass ich extrem unruhig werde. Das geht nur durch skaten weg, da gibt es keinen Ersatz.

Dein erster Part ist jetzt genau 20 Jahre her. Ich bezweifle, dass du dir damals vorstellen hättest können, zwei Jahrzehnte entfernt noch am Skateboard zu stehen, geschweige denn noch Parts zu filmen. Glaubst du, wirst du 2037 weiterhin bei einem Stufenset vorbei gehen und dir denken : „Was für eine Schönheit! Ich ruf den Thomas an und frag ob er morgen Zeit hat.“?

Mit 20 habe ich mir niemals gedacht, dass ich mit 30 noch skaten werde. Ich habe geglaubt, dass es rein körperlich nicht gehen wird. Wir hatten ja auch keinen Vergleich, es waren weder Pros noch Skater in unserem Umfeld, die über 30 waren. Heutzutage ist es ganz normal. Es gibt unzählige Pros und auch Freunde, die in unserem Alter sind, oder noch älter. Und noch immer skaten als wären sie 25. Also wenn du mich fragst, ob ich mit 57 Jahren noch am Brett stehen werde, dann sag ich: Urania wird sich sicher noch ausgehen…haha!!!